„Habe fast einen Tinnitus bekommen!“
Bahn frei für Tim Wafler im Velodrome Nationale bei Paris. Der 22-Jährige startete am Donnerstagnachmittag im Omnium und konnte sich dort unter 22 Fahrern bei seinem Debüt sogleich Platz 13 erkämpfen. Omnium ist ein spannender Mehrkampf mit vier Disziplinen: Scratch, Zeitfahren, Ausscheidungsfahren, Punktefahren.
„Ich war am Anfang, muss ich ehrlich sagen, ein bisschen am Boden zerstört. Es war der erste schlechte Tag seit zwei Jahren. Ich bin als Erster ins Omnium rein gestartet, der erste Teil war noch okay, da war ich 13., aber dann habe ich sukzessive abgebaut. Das Ausscheidungsrennen war katastrophal, dann war ich kurzzeitig ziemlich fertig. Habe mich dann aber wieder aufs Wesentliche konzentriert und mir gedacht, es ist super geil, dass ich da dabei sein darf, eine absolute Ehre und ich muss es mehr genießen“, sagte der Wiener.
Werbung für den Sport
Im Scratch erreichte er Platz 13, beim Zeitfahren Platz 16, im Ausscheidungsfahren den 19. Rang und beim Punktefahren wurde er wieder 13., so auch sein Endergebnis (Gesamtpunkteanzahl: 55).
„Auf die Leistung vom Punkterennen bin ich mega stolz, das gibt mir sehr viel Selbstvertrauen. Ich wäre dann noch gerne Top-12 gefahren, das gebe ich auch offen und ehrlich zu, aber ja, es ist auch so jetzt schon etwas ganz Besonderes“, sagte Wafler.
Für ihn war der Wettkampf eine tolle Werbung für den Bahnradsport. „Es war auch unnormal laut heute. Normalerweise hört man nichts, wegen unserer aerodynamischen Helme, die sind ein bisschen wie Noise-Canceling-Kopfhörer — aber ich habe fast einen Tinnitus bekommen! Die Fans schrien die ganze Zeit „Allez les Bleus“. Gänsehaut pur!“
Omnium für Dummies
Einige fragen sich wahrscheinlich: Omnium-Mehrkampf — was genau ist das?
Im Bahnradsport ist Omnium ein Mehrkampf aus vier Ausdauerdisziplinen, der seit 2012 im Olympischen Programm ist. Teil eins ist ein Rennen über 15 Kilometer, auch Scratch genannt. Dann geht es weiter mit einem Temporennen — der jeweils Erstplatzierte bei einer der insgesamt 36 Runden erhält einen Sprintpunkt. Dem folgt ein Ausscheidungsrennen, bei dem in jeder zweiten Runde der langsamste Fahrer des Feldes ausscheidet. Die vierte und letzte Disziplin ist das Punktefahren.
Der Oympia-Debütant
Für den U-23-Europameister und Olympia-Debütant Wafler macht das Gefühl der Geschwindigkeit, der Fliehkräfte und des Kurvendrucks den Sport so reizvoll. Sein Rad besitzt weder Bremsen noch Schaltung — man lässt es einfach auf der Bahn ausrollen.
Seit Jahren zählt der Wiener zu den besten Bahnradfahrern weltweit und das, obwohl es in Österreich keine wettkampffähige Bahn mehr gibt. Gecoacht wird er unter anderem von seinem Vater Roland, der selbst auf internationaler Ebene für Österreich fuhr.