Annemarie Moser-Pröll dominierte den Skirennsport etwa ein Jahrzehnt lang wie keine Läuferin vor ihr: 1971 wurde sie mit noch 17 Jahren erstmals Gesamtweltcup-Siegerin. Es folgten Erfolge, Rekorde, ein Rücktritt und ein Comeback. Aber der Reihe nach. Entdeckt wurde sie nicht vom Dorfpfarrer in Kleinarl, sondern von Skilehrer und Maurer Christoph Dertnig und dessen Bruder Stefan. Das Leben und die Karriere der am 27. März 1953 als sechstes von acht Kindern in Kleinarl im Pongau geborenen Bergbauerntochter sind als Verfilmung eigentlich überfällig. Das Filmreife an Leben und Karriere von „La Pröll“, wie sie zunächst von der französischen Presse respektvoll genannt wurde, ist rasch beschrieben: Ihre erste Weltcup-Abfahrt beendete sie als 14-Jährige in Bad Gastein weinend, weil nach mehreren Stürzen, als Letzte. Doch rasch entfachte das ehrgeizige Mädchen, das mit vom Vater aufgebogenen Dachschindeln das Skifahren gelernt hatte, mit ihren Erfolgen einen landesweiten Hype und wurde zum Ski-Superstar ihrer Zeit.
Moser-Pröll löste im skiverrückten Österreich jedenfalls eine Schockwelle aus, als sie mit nur 23 Jahren nach ihrer bis dahin erfolgreichsten Saison überraschend ihren Rücktritt bekanntgab. Da hatte sie bereits zwei WM-Goldene, 41 Weltcuprennen sowie fünf große Kristallkugeln in Folge gewonnen. Die von der Skifirma bekrittelte Namensänderung, Drohbriefe sowie Material-Diskussionen hatten bei „Annamirl“ die Lust am Skifahren aber stark getrübt. Als auch noch der Vater schwer erkrankte, warf Moser-Pröll ausgerechnet vor dem Winter mit Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck hin. „Ich hatte damals die Schnauze so richtig voll.“
Die Schulden wegen des in der Pause eröffneten Café Annemarie waren ein Katalysator dafür, dass Moser-Pröll doch wieder in den Skirennsport zurückkehrte. Wegen der in der Rennpause gedrehten Werbefilme musste sie aber reamateurisiert werden. Moser-Pröll hängte gleich vier weitere Jahre an und siegte so schnell wieder, dass Konkurrenz und Fachpresse fassungslos waren. Insgesamt holte Moser-Pröll in elf Saisonen neben sechs großen Kugeln zwischen 1970 und 1980 auch zwölf Disziplinen-Wertungen und fuhr bei über 200 Weltcup-Starts 114-mal auf das Podest. Neun WM- und drei Olympia-Medaillen runden die Bilanz der fünffachen Weltmeisterin ab. Am Ende gab es 1980 in Lake Placid (USA) auch noch das ersehnte Olympia-Gold in der Abfahrt, nachdem sie 1972 in Sapporo als haushohe Favoritin gescheitert war. Moser-Pröll trat 1980 endgültig zurück, wurde Mutter einer Tochter namens Marion und als Gastronomin zur Meisterin in der Backstube. Einen ihrer größten Momente erlebte Moser-Pröll 1999, als sie in der Wiener Staatsoper an der Seite von Muhammad Ali, Pele und Carl Lewis als Weltwintersportlerin des Jahrhunderts ausgezeichnet wurde: „Das war das Größte.“