EM-Medaillen ebnen Weg nach Krakau
Auf dem Weg zu den Europaspielen in Krakau haben Österreichs Sportschütz:innen im März einen weiteren wichtigen Schritt gemacht. Bei den Europameisterschaften über zehn Meter mit Luftdruckgewehr und -pistole sicherten sie sich insgesamt vier Quotenplätze für die Europaspiele. Das 17 Athlet:innen umfassende Aufgebot des Österreichischen Schützenbundes (ÖSB) holte bei den Titelkämpfen in Tallin (Estland) zudem zwei Medaillen.
Für das EM-Highlight aus österreichischer Sicht sorgte das Luftgewehr-Team der Männer. Tobias Mair, Alexander Schmirl und Martin Strempfl unterlagen Serbien zwar im Finale mit 2:16, sicherten sich aber wie im Vorjahr den Vizeeuropameistertitel. Schmirl kehrte sogar mit zweimal Edelmetall aus dem Baltikum zurück. Der Niederösterreicher schoss sich nämlich im Luftgewehr-Einzel noch zu Bronze. „Bei einer EM wollte es bisher nie klappen. Dass es diesmal funktioniert hat, freut mich umso mehr – zumal es dafür auch den Quotenplatz für die European Games gegeben hat“, zeigt sich Schmirl begeistert. Einen solchen Fixplatz gab es im selben Bewerb auch noch für Strempfl (10.).
Bei den Frauen blieb Sylvia Steiner, Österreichs beste Pistolenschützin, im Einzel mit 572 Ringen und Rang zehn etwas hinter den Erwartungen zurück. Die Salzburgerin verpasste das Finale hauchdünn, sicherte sich aber dank ihrer Leistung ebenfalls einen Startplatz bei den European Games.
Marlene Pribitzer tat es Steiner im Luftgewehr-Einzel gleich. Mit 629,2 Ringen erreichte die Niederösterreicherin den zehnten Platz und eine persönliche Bestleistung. „Es war der Wettkampf meines Lebens“, so die 26-Jährige, die mit ihrer Performance viel Selbstvertrauen im Hinblick auf die Europaspiele tanke.
Olympia-Quotenplätze im Visier
Das ÖSB-Aufgebot für Krakau-Malopolska 2023 nahm bei der 10-Meter-EM also Formen an. Inklusive Nadine Ungerank, die ihren Quotenplatz im KK-Dreistellungsmatch bereits bei der EM in Breslau 2022 buchte, sind zumindest fünf heimische Athlet:innen für die Wettkämpfe qualifiziert.
ÖSB-Generalsekretär Florian Neururer zeigt sich zufrieden. „Die European Games sind für unsere Sportler:innen sehr wichtig, weil es einerseits um Medaillen und andererseits um Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2024 in Paris geht.“ Der 46-Jährige sieht bei den Titelkämpfen in Polen durchaus realistische Chancen auf Edelmetall. Eine Goldmedaille wäre in jedem Bewerb gleichbedeutend mit einem Quotenplatz.
Österreich sei unter anderem mit den Aushängeschildern Steiner und Richard Zechmeister – die beiden krönten sich 2022 zu Weltmeistern im Luftpistolen-Mixed-Team (10 m) – immer für eine Medaille gut, so Neururer. Wie viele ÖSB-Asse bei den Europaspielen schlussendlich wirklich dabei sind, blieb zum Redaktionsschluss offen, da die Qualifikation über das „European Games Ranking“ noch im Gange war. Der ÖSB-Generalsekretär rechnet in Krakau mit bis zu acht österreichischen Schütz:innen.
Schießen hat Tradition
Dass Österreich in einer weltweit populären Sportart wie dem Schießen immer wieder reüssieren kann, liegt vor allem an der Struktur und der breiten Basis. Ungefähr 24.000 Mitglieder verzeichnet der Schützenbund in den österreichweit rund 700 Vereinen. „Wir sind wirklich gut aufgestellt“, bestätigt Neururer. Damit das auch so bleibt, investiert der Verband vor allem auch in die nächsten Generationen, richtet unter anderem eine Nachwuchsbundesliga aus. „Das Besondere am Schießen ist, dass du über einen außergewöhnlich langen Zeitraum hinweg Topleistungen erbringen kannst, unabhängig davon, ob du ein Mann oder eine Frau bist“, unterstreicht der Tiroler, warum die Sportart sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut.
Der ÖSB sieht sich aber immer wieder auch mit Vorurteilen und Kritik konfrontiert. Vor allem deshalb, weil durch den Sport der Zugang zu potenziell gefährlichen Waffen ermöglicht werde. Neururer verweist auf die Bemühungen des Verbandes, auch komplexere Themen wie Gesundheit und Aufklärung immer wieder in den Vordergrund zu heben. „Wir haben als Verband eine klare Position, stehen als Fachverband für sicheren Sport und verantwortungsbewussten Umgang mit dem Sportgerät.“ Diesen würden gerade auch die Athlet:innen vorleben – bei Vereinsmeisterschaften ebenso wie bei Olympischen Spielen.
Diese Geschichte ist Teil des Olympia Report 1 | 2023. Für weitere spannende Storys und Interviews hier entlang: