Mut zur Kante
Ab Freitag wird im thüringischen Wintersportzentrum in Oberhof um die WM-Medaillen gerodelt, Österreichs Kunstbahn-Asse drängen zurück in die Erfolgsspur.
Nach der verpatzten Europameisterschaft, wo sich die heimischen Akteure mit drei vierten Plätzen begnügen mussten, ist beim Saisonhöhepunkt in Oberhof Wiedergutmachung angesagt. Die erste Gelegenheit dazu bieten die Sprint-Entscheidungen am Freitag (ab 13:00 Uhr). Das Format, seit 2016 im WM-Programm integriert, entscheidet sich nach einem fliegenden Start in lediglich einem Durchgang. Startberechtigt sind die Top-15 aus der Qualifikation.
Bei den fünf bisherigen Sprint-Weltmeisterschaften konnten sich vor allem die ÖRV-Herren hervorragend in Szene setzen. Der Stubaier Nico Gleirschertritt im Thüringer Wald als Titelverteidiger an, Jonas Müller war 2019 in Winterberg im Sprint erfolgreich. Wolfgang Kindl triumphierte zwei Jahre zuvor in Igls, David Gleirscher unterstrich bei den bisherigen Titelkämpfen mit Silber (2020) und Bronze (2021) ebenfalls seine Sprintstärke.
Auch im olympischen Format ließen sich die ÖRV-Herren in der Vergangenheit bei Weltmeisterschaften nicht lumpen, holten seit 2015 immer zumindest eine Medaille. Kindl kürte sich 2017 auf seiner Hausbahn zum Doppel-Weltmeister und gewann 2015, 2016 und 2020 jeweils WM-Bronze, Müller wurde in Winterberg Vize-Weltmeister, David Gleirscher holte beim letzten WM-Gipfel in Königssee Bronze. Zwei WM-Bronzemedaillen haben auch die Doppelsitzer Thomas Steu und Lorenz Koller in ihren Vitrinen hängen, die Olympiadritten von Peking rasten 2019 in Winterberg in beiden Disziplinen auf Rang drei. Die letzte WM-Medaille der heimischen Damen gewann Angelika Neuner 1997 (Bronze), im Sprint sind Madeleine Egle und Co. noch ohne WM-Edelmetall.
Deutschland in Pole-Position
Am Samstag folgen die WM-Rennen der Doppelsitzer und Damen Einsitzer, am Sonntag sind die Herren Einsitzer gefordert, abschließend wird der Team-Staffel-Weltmeister gekrönt. Österreich, das mit 17 Athlet:innen bei den insgesamt neun Medaillenentscheidungen antritt, geht beim Mannschaftsbewerb als Titelverteidiger an den Start. Die größte Konkurrenz geht von den Gastgebern aus, die in allen Disziplinen aufgrund der zuletzt gezeigten Leistungen und des Heimvorteils als Gejagte gelten. Auf der Rechnung haben muss man auch die lettischen Schlitten, Italien und die USA haben ebenfalls Chancen auf Medaillen und Top-Ergebnisse.
Der 1364,5 Meter lange und damit eher kürzere Eiskanal im Thüringer Wald zählt aufgrund seiner engen Kurvenradien zu den technisch anspruchsvolleren Bahnen, speziell der Mittelteil erfordert eine perfekte Linie. Während dem heimischen Herren-Quartett im Einsitzer in beiden Bewerben alles zuzutrauen ist, ruhen die Hoffnungen bei den Damen vor allem auf den Schultern von Madeleine Egle, die bei der WM-Generalprobe im Vorjahr an Ort und Stelle ihren fünften Weltcupsieg fixierte.
Auch Thomas Steu und Lorenz Koller wissen in Oberhof genau, wo es lang geht, entschieden das Weltcuprennen 2021 für sich. Das Duo zählt neben Kindl und David Gleirscher zu den erfahrensten heimischen WM-Startern, die heimischen Damen-Doppelsitzer feiern in Oberhof hingegen ihre WM-Premiere. Neben Selina Egle und Lara Kipp, die im bisherigen Saisonverlauf mit drei Weltcupsiegen für Furore sorgten, wurden auch Lisa Zimmermann (17) und Dorothea Schwarz (18) nominiert. Die beiden Tiroler Schülerinnen gewannen in dieser Saison bei den Juniorinnen EM-Gold und WM-Silber und debütieren im Rahmen der Titelkämpfe in der allgemeinen Klasse.
Die 51. FIL-Weltmeisterschaften werden am Donnerstag um 18:00 Uhr im Beisein von Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und FIL Präsident Einars Fogelis offiziell auf der Medal Plaza im Kurpark in Oberhof eröffnet.